Defi-Selbsthilfezirkel

Kaiserslautern

Berichte

Leben mit implantiertem Lebensretter

Der Defi-Selbsthilfezirkel Kaiserslautern in Zeiten von Corona

Quelle: FRANK SCHÄFER/Wochenblatt

Seit März gelten aufgrund der Corona-Pandemie Abstands- und Hygieneregeln in allen Bereichen der Gesellschaft. Von den Einschränkungen sind auch Gruppen wie der Defi-Selbsthilfezirkel Kaiserslautern betroffen. Die Selbsthilfe-Gruppe für Patienten mit einemimplantierten Defibrillator (ICD) und deren Angehörige trifft sich normalerweise jeden ersten Montag im Monat im Tagungszentrum (WBZ) des Westpfalz-Klinikums, in der Goethestraße 49, in Kaiserslautern. Doch aufgrund der Corona-Pandemie fallen die Treffen zurzeit aus. Viele Menschen verunsichert die Situation, von einem ICD abhängig zu sein. Sie suchen den Kontakt zu Mitbetroffenen, die gleiche Probleme haben und die Situation verstehen. Der Defi-Selbsthilfezirkel hat es sich zur Aufgabe gemacht, Fragen aus dem Alltag zu beantworten. Geleitet wird die Gruppe von Alfred Grünnagel, Christel Dechent, Gerold Stabel und Helmut Schmidt. Alle sind ehrenamtlich tätig und organisieren die Treffen, Vorträge und gemeinsamen Veranstaltungen in ihrer Freizeit. „Zurzeit bleiben wir telefonisch miteinander in Kontakt und versuchen natürlich auch am Telefon mit Rat und Tat zur Verfügung zu stehen“, berichtet Alfred Grünnagel.

Umfassende Informationen

Durch den Verein Defibrillator Deutschland e.V. und den Kardiologen Dr. Sanchez, der im Raum Kaiserslautern alle Betroffenen angeschrieben hatte, ist 2017 der Selbsthilfezirkel entstanden.

Die Defi-Selbsthilfegruppe ist die einzige in der Region und besteht mittlerweile aus 35 Mitgliedern. Das Einzugsgebiet reicht bis nach Bad Dürkheim, Kallstadt, Alzey und Neunkirchen.

„Von Anfang an waren wir bestrebt, Betroffenen so viele Informationen wie möglich zu geben. Ich selbst bekam vor 15 Jahren einen Defi implantiert und hatte damals überhaupt keine Informationen darüber. Damals wäre ich froh gewesen, wenn ich das gewußt hätte, was ich heute weiß“, so Alfred Grünnagel. „Zum Jahresbeginn fragen wir in der Gruppe die Wunschthemen ab, über die noch Informationsbedarf besteht und organisieren dementsprechend Fachvorträge von Experten. Dazu laden wir Kardiologen, Apotheker oder auch Techniker der Gerätehersteller ein. Die jeweiligen Themen werden dann auch innerhalb der Gruppe besprochen und diskutiert. Das wird sehr gut angenommen. Was den Informationsaustausch angeht, werden wir auch sehr gut von Defibrillator Deutschland e.V. unterstützt“, berichtet Alfred Grünnagel.

Alltag mit einem Defi

Christel Dechent bekam 2012 einen Defi implantiert: „Man darf keine Bohrmaschine und kein Induktionskochfeld benutzen, auch Schwimmen oder Baden ist tabu, genauso wie der Scanner am Flughafen. Starke Magnetfelder muss man meiden. Wenn man das weiß, macht man einen großen Bogen darum. Ich weiß, dass mir das Gerät das Leben retten kann – das ist das Wichtigste. Zur regelmäßigen Kontrolle muss man alle sechs Monate ins Krankenhaus. Ansonsten bedeutet der Defi für mich keine Einschränkungen in meinem Alltag. Voraussetzung ist, dass das Gerät richtig eingestellt ist“, so Christel Dechent.

Gemeinsame Aktivitäten

Doch neben dem Informationsaustausch kommen auch die gemeinsamen Aktivitäten in der Gruppe nicht zu kurz. „Der Zusammenhalt in der Gruppe ist sehr schön. Bei uns geht es sehr familiär zu“, freut sich Christel Dechent. „Wir gehen gemeinsam essen und unternehmen auch mal kleine Wanderungen. Aufgrund der Corona-Pandemie ist dies zurzeit leider nicht möglich. Wenn jemand aus der Gruppe krank ist, machen wir normalerweise auch Hausbesuche oder Krankenhausbesuche und bei einem Trauerfall gehen wir auch auf die Beerdigung von Gruppenmitgliedern.“

Herzschlag normalisieren

Der ICD (implantierbarer Cardioverter Defibrillator) - kurz Defi genannt - ist ein Gerät ähnlich einem Herzschrittmacher, das den Herzrhythmus ständig überwacht und im Falle behandlungsbedürftiger Rhythmusstörungen verschiedene Möglichkeiten zur Behandlung der Arrhythmie bietet.

Neben der Funktion des Herzschrittmachers (Verhindern eines kritischen Pulsabfalls) ist die Hauptaufgabe des Aggregats, schwerwiegende, auch lebensbedrohliche Formen von Rhythmusstörungen zu beenden und eine normale Herzschlagfolge wieder herzustellen. Bei einigen Arrhythmien besteht die Behandlung in der Abgabe einzelner, schwacher elektrischer Impulse, die vom Patienten nicht wahrgenommen werden, die Tachykardie aber beenden können. Bei schwersten, auch lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen, wie etwa Kammerflimmern, wird zu deren Beendigung ein stärkerer Energieimpuls, ein Schock, verabreicht, den der Patient als sehr heftigen Ruck oder Stoss im Brustkorb verspüren kann.

Mut und Hoffnung

Zu den Grundsätzen der Gruppe gehört, dass nichts nach außen dringt, was innerhalb der Gruppe besprochen wird. Die Teilnahme ist kostenfrei. “Wir wünschen allen Gruppenmitgliedern, trotz dieser schweren Zeit, eine gesegnete, besinnliche Weihnachtszeit und weiterhin Mut und Hoffnung für das kommende Jahr“, so Alfred Grünnagel.

Weitere Informationen:

www.defigruppe-kaiserslautern.de

www.defibrillator-deutschland.de